Nubien

Nubien
Nu|bi|en; -s:
Landschaft in Nordafrika.

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Nubi|en,
 
Gebiet in Nordostafrika (Südägypten und Nordsudan), beiderseits des Nils zwischen Assuan und Khartum. Nubien ist ein von Tafelbergen überragtes und von Trockentälern zerschnittenes Savannen- und Wüstengebiet; im Osten (Nubische Wüste) durch das Rote Meer, im Westen durch die Oasenkette der östlichen Libyschen Wüste begrenzt. Südlich des Nilknies bei Abu Hamed geht die wüsten- und halbwüstenhafte Landschaft in Kurzgrassavanne (Bajudasteppe) über. Bewohner sind die Nubier und die nomadischen Bedja.
 
 
Die Herrscher Altägyptens trieben v. a. zur Blütezeit des Neuen Reiches, seit der Regierung Amenophis' I. (1527-1506 v. Chr.), eine Siedlungs- und Kolonialpolitik in Nubien. In den Wüsten Nubiens schürften die Ägypter seit dem frühen 2. Jahrtausend Gold. Nach dem Neuen Reich entstand hier im Grenzbereich zu Ägypten das unabhängige Reich Kusch, zunächst mit Napata (unterhalb des 4. Nilkataraktes) als Hauptstadt. Kuschitische Fürsten beherrschten 712-664 v. Chr. als 25. Dynastie Ägypten. Seit etwa 530 v. Chr. verlagerte sich der Schwerpunkt des kuschitischen Reiches von Napata nach Meroë (zwischen dem 5. und 6. Nilkatarakt), wo sich eine eigenständige Kultur entwickelte mit wirtschaftlicher und politischer Ausstrahlung in den westlichen Sudan und vielleicht auch nach Ostafrika. Bezeichnungen wie »nubische Kunst« oder »altnubische Kunst« beziehen sich auf diesen kulturellen Umkreis. Im 4. Jahrhundert wurde Nubien von Ägypten aus christianisiert. Obwohl die Äthiopier von Aksum um 350 n. Chr. Meroë zerstörten und die arabische Eroberung Ägyptens Nubien seit 650 vom Mittelmeer abschnitt, bestanden christliche Königreiche im Norden Nubiens (Makuria, Hauptstadt: Dongola) bis 1315, im Süden (Alodia, Hauptstadt: Soba) bis 1504.
 
In den heute vom Nassersee überfluteten Gebieten wurden in internationaler Zusammenarbeit zahlreiche archäologische Zeugnisse dokumentiert und eine Reihe von Bauten sowie Standbilder der ägyptischen Kunst und Zeugnisse der christlichen nubischen Kunst gerettet. Teils versetzte man die Tempel und Felsengräber weiter nach oben an den Rand des aufgestauten Nassersees und des Nils, teils verschenkte man sie zur Wiedererrichtung (nach Leiden, Madrid, New York und Turin, ein Tor aus Kalabscha gelangte nach Berlin), teils wurden sie im Neuen Museum von Khartum wieder errichtet (Tempel aus Akscha, Buhen, Semna und Kumna, Felsengrab von Dibera); Fresken aus Faras gelangten nach Khartum und Warschau.
 
 
G. Gerster: N. - Goldland am Nil (Zürich 1964);
 W. B. Emery: Egypt in Nubia (London 1965);
 S. Curto: N. Gesch. einer rätselhaften Kultur (a. d. Ital., 1966);
 W. F. E. Resch: Die Felsbilder N.s (Graz 1967);
 K. W. Butzer u. C. L. Hansen: Desert and river in Nubia. Geomorphology and prehistoric environments at the Aswan reservoir (Madison, Wis., 1968);
 
Kunst u. Gesch. N.s in christl. Zeit, hg. v. E. Dinkler (1970);
 W. Y. Adams: Nubia. Corridor to Africa (Princeton, N. J., 1977);
 J. L. Burckhardt: Entdeckungen in N.: 1813-1814 (1981);
 J. H. Taylor: Egypt and Nubia (Neudr. London 1993);
 P. L. Shinnie: Ancient Nubia (London 1996).
 

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Nu|bi|en; -s: Landschaft in Nordafrika.

Universal-Lexikon. 2012.

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